Pelikanblut

Pelikanblut

Genre: Drama • Thriller • Horror • Mystery
Regie: Katrin Gebbe
Hauptdarsteller: Nina Hoss • Adelina-Constance Ocleppo
Laufzeit: DVD (122 Min) • BD (127 Min)
Label: DCM
FSK 16

Pelikanblut   07.04.2021 von MarS

Werden auf dem Cover Vergleiche mit erfolgreichen anderen Filmen gezogen, dann ist dies meist kein gutes Zeichen, sondern der plumpe Versuch, Fans derselbigen zum Blindkauf anzuregen. Warum der Genremix Pelikanblut hier eine positive Ausnahme darstellt, das erfahrt Ihr in unserer Kritik...

 

Inhalt

 

Wiebke (Nina Hoss) lebt gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter Nikolina (Adelina-Constance Ocleppo) ein zufriedenes Leben auf einem idyllischen Reiterhof, auf dem sie Polizeipferde für den Einsatz ausbildet. Um ihr Glück perfekt zu machen, adoptiert Wiebke noch ein weiteres Kind, und findet in Raya (Katerina Lipovska) die perfekte Schwester für Nikolina. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, denn kaum Zuhause angekommen, wird das Verhalten des kleinen Mädchens zunehmend seltsamer und auch aggressiver. Als Raya sich zu einer Gefahr für ihr Umfeld entwickelt und die Ärzte ihr zu professioneller Hilfe raten, wird Wiebkes Wunsch, dem Mädchen eine gute Mutter zu sein, zu einer regelrechten Obsession, die sie nicht nur an ihre eigenen Grenzen führt...

 

Filme wie beispielsweise Midsommar, Hereditary oder auch The VVitch haben es bewiesen: Die Zeit könnte nicht besser sein für ungewöhnliche, mutige und andersartige Werke. Diesen Umstand macht sich nun auch Filmemacherin Katrin Gebbe zunutze, und präsentiert mit Pelikanblut ein intensives, unbequemes Werk, das sich - gerade als deutsche Produktion - extrem weit vom üblichen Mainstream wegbewegt und damit die standardisierten Sehgewohnheiten bewusst mit Füßen tritt. Pelikanblut ist ebenso Thriller wie auch Drama, liefert Mystery und Horror, aber auch Gesellschaftskritik, setzt ein Zeichen für Andersartigkeit und gegen Vorurteile, warnt gleichzeitig aber auch vor Selbstüberschätzung in der Erziehung. Dabei ist der Film grundsätzlich lediglich ein Film über den Kampf einer Mutter um ihr verhaltensauffälliges Kind, was jedoch von Katrin Gebbe so brachial und kompromisslos in Szene gesetzt wurde, dass die meisten Horrorfilme dagegen verblassen. Zudem reichert sie das Geschehen mit einer mysteriösen Komponente an, welche die Inszenierung immer wieder in Richtung eines übernatürlichen Thrillers schwenken lässt, ohne unterdessen den bodenständigen, glaubwürdigen Bezug zu verlieren. Ganz im Gegenteil, denn letztendlich ist selbst das doch sehr mystisch angehauchte Finale - wohl der größte Streitansatz des Films - nur eine weitere Metapher für die vorangegangenen Ereignisse und am Ende die logische Konsequenz der immer stärker eskalierenden Situation, wobei es dem Zuschauer selbst überlassen bleibt, sich seine eigene Interpretation zu erschaffen. 

 

Wirklich bemerkenswert sind am Ende vor allem die schauspielerischen Leistungen, in erster Linie von Nina Hoss und Katerina Lipovska. Während sich Nina Hoss regelrecht die Seele aus dem Leib spielt und ihren psychischen sowie physischen Verfall hervorragend und authentisch zur Schau trägt, glänzt Jungdarstellerin Katerina Lipovska durch ihre intensive, ausdrucksstarke Performance, die stetig zwischen Niedlichkeit und Diabolik wechselt und dabei eine so unangenehme Atmosphäre erzeugt, dass man selbst als Zuschauer ein extrem bedrückendes Gefühl von Angst bekommt. Unterstrichen wird diese sich stetig steigernde Bedrohung von gezielt eingesetzten, absolut schockierenden Szenen, die sich mal nur im Kopf des Betrachters manifestieren, an anderer Stelle wiederum sogar explizite Ausmaße annehmen. 

 

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray bewegt sich auf ordentlichem Niveau mit kleineren Schwächen. Grundsätzlich ist das Bild durchaus scharf und die natürliche, leicht entsättigte Farbgestaltung harmoniert sehr gut mit dem Geschehen. Gleiches gilt für die gelegentlich etwas stärkere Körnung im ansonsten recht ruhigen Bild. Panoramaaufnahmen bewegen sich schärfetechnisch gelegentlich in etwas schwächeren Bahnen, ebenso wie der Schwarzwert, der dunkle Bildbereiche hin und wieder etwas versumpfen lässt. Ausgeglichen werden diese kleinen Mankos beim Bild durch die starke Tonspur, die sich sehr atmosphärisch präsentiert und einen hervorragenden Raumklang mit gezieltem Einsatz von Effekten und Umgebungsgeräuschen bereithält. 



Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

Mit ihrem genreübergreifenden Werk Pelikanblut liefert Katrin Gebbe einen unangenehmen, bedrückenden Film, der regelrecht schmerzhaft auf den Zuschauer einwirkt und einen noch lange Zeit nach dem Abspann beschäftigt. Harte Realität vermischt sich hier mit übernatürlichen Elementen und erzeugt dadurch eine kompromisslose, intensive Atmosphäre, die sich bewusst gegen den üblichen Mainstream-Weg richtet. Pelikanblut ist - ganz wie die auf dem Cover erwähnten Vergleichswerke - ein Film, an dem sich sicherlich die Geister scheiden werden. Wer sich jedoch auf ungewöhnliche Filme einzulassen weiß, der wird mit einer der erschreckendsten deutschen Produktionen überhaupt belohnt.


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