Pancho Villa Reitet

Pancho Villa Reitet

Originaltitel: Villa Rides
Genre: Western • Krieg
Regie: Buzz Kulik
Hauptdarsteller: Yul Brunner • Robert Mitchum
Laufzeit: DVD (117 Min) • BD (122 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 16

Pancho Villa Reitet   30.09.2022 von Beef Supreme

Die Entstehungsgeschichte von Pancho Villa Reitet ist bewegt. Ursprünglich wollte Mexiko-Afficionado Sam Peckinpah bei dem Film das Drehbuch schreiben und ebenso Regie führen. Doch seine Interpretation des namensgebenden Pancho Villa missfiel dem damaligen Darsteller und Superstar Yul Brynner. So zog sich Peckinpah zurück, das Drehbuch wurde überarbeitet, der Charakter Villa „netter“ gemacht und Buzz Kulik übernahm den Regieposten. Heraus kam eine leichter verdauliche Version, die allerdings nicht mehr so viel mit den historischen Ereignissen gemein hat. Ob der Kriegsfilm-Western-Biopic-Hybrid trotzdem unterhält, erfahrt ihr jetzt.

 

Inhalt

 

Mexiko zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Bürgerkrieg ist in vollem Gange und der US-Amerikaner Lee Arnold versucht durch Waffenschmuggel Kapital daraus zu schlagen. Bei seiner neusten Lieferung an die Regierungstruppen, die Colorados, verreckt ihm aber sein Flugzeug, was ihn zwingt in einem nahegelegenen Dorf zu nächtigen, bis der Blechvogel wieder fliegt. Dieses Dorf unterstützt aber Revolutionsikone Pancho Villa und Regierungsunterstützer sind dort nicht gern gesehen. Lee verweilt jedoch zu lange und gerät zwischen die Fronten als Colorados und Villas Truppen ihren Streit in dem Dorf austragen. Jede Menge erschossene Soldaten und gehenkte Dorfbewohner später kann sich Lee zwischen dem Tod und Aufklärungsflügen für Villa entscheiden. Denn neben den Colorados macht ihm auch noch der General Huerta aus den eigenen Reihen das Revoluzzerleben schwer. Und so werden aus Aufklärungsflügen schnell Luftangriffe, um beim Revolutionspräsidenten Madero Punkte zu sammeln. Mit gleichgültiger Grausamkeit radieren Lee und Villa hunderte Soldaten aus und nehmen kurze Zeit später die Stadt Parral ein, nur um sie auf Befehl Maderos an Huerta übergeben zu müssen. Das schmeckt Villa gar nicht und die beiden Kriegstreiber geraten aneinander.

 

Pancho Villa Reitet beschreibt einen Abschnitt der Mexikanischen Revolution aus Sicht eines unbeteiligten Amerikaners. Und früh fällt auf, dass es sich bei dem Film nicht um einen klassischen Western handelt. Zum einen erkennbar an der eindeutigen Kriegsthematik, andererseits aber auch an der für damalige Verhältnisse komplexen Charakterzeichnung. Es fällt schwer, sich für eine Seite zu entscheiden, denn trotz Entschärfungen von Villas Charakter bleibt er ein grausamer Geselle, der ohne mit der Wimper zu zucken hunderte seiner Leute in den Tod schickt, seine Unterstützer zu seinem taktischen Vorteil ins Gras beißen lässt und auch bei seinen Leuten selbst Hand anlegt, wenn sie nicht spuren. Es fällt schwer, den Charakter Villa zu mögen, selbst wenn er hier und da ein paar lockere Sprüche raushaut. Robert Mitchum als Lee Arnold schafft es durch sein reduziertes Schauspiel auch nicht, hier einen Gegenpol zu erzeugen, sondern gibt den fast schon unbeteiligten Zaungast. Das mag zwar irgendwo schlüssig sein, wer legt sich schon mit einem General an, doch so weiß man nicht so wirklich wohin mit der Sympathie.

 

Denn die Colorados sind auch nicht besser, knüpfen sie doch unschuldige Dorfbewohner auf mit der trockenen Aussage auf den Lippen: „wir kümmern uns um euch“. Krieg ist ein dreckiges Geschäft, das fängt der Film sehr gut ein. In Kontrast dazu steht die musikalische Untermalung, die oft unpassend fröhlich erscheint und zum Wippen einlädt, während auf den Bildern reihenweise Leute niedergemäht werden. Vielleicht war das für damalige Filme so üblich, mir erschien das atmosphärisch unpassend.

 

Die ausgedehnten und überraschend explizit inszenierten Schlachten sind untypisch für damalige Western, können jedoch nach heutigen Maßstäben nicht mehr mitreißen. Für die damalige Zeit sicher hochwertig und eindrucksvoll in Szene gesetzt, ist die Action nicht gut gealtert und eine Straffung der teils zäh geratenen und langen Kämpfe hätte dem Film nicht geschadet. Die Handlung selbst ist für eine Laufzeit von zwei Stunden sehr knapp gehalten und hält keinerlei Überraschungen parat, denn jeder hat den Drang, zu erzählen, was er als nächstes tut.

 

Bildergalerie von Pancho Villa Reitet (11 Bilder)

Für einen fast 60 Jahre alten Film ist die Synchronisation überraschend gelungen. Hier und da stimmt so manche Übersetzung und deren Betonung nicht mit der gezeigten Situation überein, doch alles in allem wirkt die deutsche Synchro rund. Beim Sound darf man dem Alter entsprechend nicht zu viel erwarten. Zweckmäßig ist der passende Begriff für die Vertonung.

 

Details zum Mediabook

 

Das Mediabook zum Film besteht aus einem hübschen, beige gehaltenen Cover, dem Film auf Blu-ray sowie DVD und einem 24-seitigen Booklet, das Hintergründe zur Entstehung des Films enthält. Des Weiteren finden sich noch der Originaltrailer zum Film sowie ein paar weitere Filmtipps auf den Discs. Insgesamt ist die Zusatzausstattung recht dünn ausgefallen und bietet nur wenig Mehrwert im Vergleich zur Einzeldisc-Version. Ja, der Film ist auf Blu-ray gepresst, doch so wirklich wertet das das Bild nicht auf, da es sich hier nicht um ein Remaster oder eine Neuabtastung handelt.



Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Western meets Krieg. Pancho Villa Reitet zeigt einen blutigen Ausschnitt aus der Mexikanischen Revolution während der Herrschaft Maderos. Mit einigen künstlerischen Freiheiten glattgebügelt zeigt der Film einen noch immer unausstehlichen Pancho Villa beim Morden und Revolutionieren. Trotz ausgedehnter und vergleichsweise aufwändiger Schlachten gestaltet sich der Filmverlauf recht zäh und durch überbordende Exposition auch relativ unspannend. Westernfans, Nostalgiker oder Anhänger von einem kaltblütigen Charles Bronson können Gefallen an Pancho Villa Reitet finden. Jedoch reicht da auch die Standardversion des Films, das Mediabook bietet durch die magere Ausstattung nur wenig Mehrwert.


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