Die Realverfilmung zu Mulan hat eine regelrechte Odyssee hinter sich. Nach mehrfacher Verschiebung des geplanten Kinostarts auf Grund der Corona-Pandemie landete der Film schließlich als kostenpflichtiger Stream bei Disney+. Zudem musste sich Mulan gleich mit mehreren Shitstorms auseinandersetzen, in denen schließlich sogar zum Boykott des Films aufgerufen wurde. Wir haben uns von dieser Vorgeschichte nicht beirren lassen und haben uns die Realverfilmung zum Heimkinostart ganz unabhängig davon für Euch angesehen...

Inhalt

Hua Mulan (Liu Yifei) wächst als älteste Tochter des ehemaligen Kriegers Zhou (Tzi Ma) in einem kleinen Dorf auf. Anstatt sich jedoch für die Dinge zu interessieren, die sich für ein Mädchen gehören, reitet Mulan lieber aus oder trainiert ihre verborgenen Fähigkeiten, genannt Chi. Diese Kampffertigkeit ist allerdings nur den Männern vorbehalten, und so ist es eines Tages für sie an der Zeit, ihr Chi zu verstecken und der Familie durch eine arrangierte Heirat Ehre zu bringen. Zu dieser Zeit bekommt es das chinesische Kaiserreich mit einer Invasion der Rouran unter der Führung des brutalen Bori Khan (Jason Scott Lee) zu tun, der mit Hilfe der Hexe Xian Lang (Gong Li) eine Stadt nach der anderen dem Erdboden gleichmacht, um sich letztendlich am Kaiser (Jet Li) für den Tod seines Vaters zu rächen. Um sich Bori Khan entgegenzustellen ist jede Familie in China verpflichtet, einen kampffähigen Mann für des Kaisers Armee bereitzustellen, was für Mulans Vater Zhou den sicheren Tod bedeuten würde. Kurzerhand meldet sich Mulan an Stelle ihres Vaters zum Dienst unter Befehlshaber Tung (Donnie Yen), wohlwissend, dass ihre Entscheidung folgenschwere Konsequenzen für sie und ihre Familie haben könnte...

Vor der Bewertung der Realfilm-Adaption von Mulan sollte man sich zunächst darüber bewusstwerden, dass diese sich absichtlich nicht an Disneys Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1998 orientiert, sondern vielmehr an der chinesischen Volksballade Hua Mulan. Waren die Zeichentrickfilme schon immer sehr freie Adaptionen der zugrundeliegenden Geschichten und Märchen, bewegt sich die Realverfilmung nun deutlicher auf den Pfaden der ursprünglichen Legende, weshalb es also gar nicht mehr so verwunderlich ist, dass gerade Elemente wie der Drache Mushu entfernt und viele Inhalte und Figuren dementsprechend angepasst wurden. Letztendlich sollte man Mulan also völlig losgelöst von der Zeichentrickversion betrachten und ihn als eigenständiges Werk sehen - ganz wie beispielsweise Mulan - Legende einer Kriegerin aus dem Jahr 2009. Wenn es einem dann auch noch gelingt, die politisch orientierten Kritikpunkte aus dem Umfeld der Produktion außen vor zu lassen, und den Film als das zu sehen, was er ist - nämlich ein Film - dann hat man den idealen Einstiegspunkt erreicht, um dem reinen Filmerlebnis unvoreingenommen gegenüberzustehen. Denn das ist wirklich gelungen...

Mulan adaptiert die ursprüngliche Legende auf opulent ausgestattete, bildgewaltige Art und Weise und geht dabei in vielen Bereichen sehr zeitgemäß und authentisch vor. Lediglich ein paar kleinere Fantasyelemente peppen das Geschehen zusätzlich ein wenig auf, ansonsten bleibt die Erzählung die meiste Zeit über sehr bodenständig und historisch durchaus nachvollziehbar. Das sorgt im konsequenten Gegenschluss dafür, dass der Film grundsätzlich sehr ernst ist und den behandelten Themen genug Platz einräumt, sich zu entfalten, während die Schlachten- und Kampfszenen nicht nur hervorragend choreografiert und beeindruckend in Szene gesetzt wurden, sondern für einen Disneyfilm durchaus hart ausgefallend sind. Immerhin hat Mulan in den USA als erster Disneyfilm seit ganzen drei Jahren beziehungsweise als erste Realfilm-Adaption des Studios überhaupt eine PG-13 Einstufung erhalten - der letzte Film mit PG-13 war übrigens Pirates of the Carribean - Salazars Rache aus dem Jahr 2017. Die Härte entsteht dabei nicht etwa durch den Einsatz von Blut oder expliziten Momenten, sondern vielmehr durch die Atmosphäre während des Geschehens, die sich durch die mitreißende Inszenierung sowie das kaltherzige Vorgehen der beteiligten Krieger entwickelt. Dabei setzt Mulan ganz typisch auf Elemente des klassischen Wuxia-Kinos, wie beispielsweise immer wieder eingesetzte Wire-Action und einen sehr rasanten Aufbau der Actionsequenzen. Die größte Schwachstelle im Ansonsten packenden und an so mancher Stelle durchaus episch anmutenden Werk ist hier wohl die Charakterisierung der Figuren, denn diese ist zwar ausreichend, um der Geschichte ihren benötigten Stellenwert einzuräumen und der Legende eine passende Bühne zu liefern, bleibt aber dennoch eher distanziert. Dadurch können einige Szenen nicht ganz die emotionale Tiefe entwickeln, die ihnen gut zu Gesicht gestanden hätte. 

Bildergalerie von Mulan (2020) (6 Bilder)

Details der Blu-ray

Qualitativ bewegt sich bereits die Blu-ray Version von Mulan annähernd auf Referenzniveau. Das Bild ist knackig scharf und sehr detailreich, unterstützt von einem kräftigen, sehr gut ausbalancierten Kontrast sowie einer satten, natürlichen Farbgestaltung. Zudem ist das Bild durchwegs laufruhig und sauber und bricht auch bei schnelleren Bewegungen nicht aus. Lediglich in einer Szene (Stichwort: Lawine) wird das Geschehen durch den Mix aus realen Aufnahmen und CGI-Einsatz ein wenig unübersichtlich. Die Tonspur liegt in der deutschen Synchronfassung in einer Dolby Digital Plus 7.1 Abmischung vor, lässt aber trotzdem keinerlei Anlass zu Klagen. Die gesamte Soundausgabe verteilt sich klar ortbar und mit hervorragender Kanaltrennung im ganzen Raum, während die hohe Dynamik und die kraftvolle Wiedergabe eine tolle Atmosphäre erzeugen. Dialoge und Effekte ergänzen sich absolut harmonisch, außerdem liefert der perfekt abgestimmte Soundtrack die ideale Begleitung zum Geschehen.

Noch eine abschließende Info:

Disney+ Abonnenten können Mulan ab 04.12.2020 ohne zusätzliche Kosten über ihre reguläre Mitgliedschaft genießen.

Cover & Bilder © 2020 Disney