Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Originaltitel: Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Genre: Drama
Regie: Emily Atef
Hauptdarsteller: Marlene Burow
Laufzeit: DVD (128 Min) • BD (132 Min)
Label: Pandora Film
FSK 16

Irgendwann werden wir uns alles erzählen   24.10.2023 von Dan DeMento

2018 sorgte Regisseurin Emily Atef mit ihrem Romy Schneider Biopic 3 Tage in Quiberon international für einiges Aufsehen, letztes Jahr schaffte sie es mit Mehr denn je sogar bis nach Cannes. Irgendwann werden wir uns alles erzählen ist ihre Verfilmung des Romans von Daniela Krien und erzählt von einer zum Scheitern verurteilten Liebe im Thüringen der 90er. Wir haben uns für euch angesehen, ob der Film mehr bietet als Ossi-Klischees und schmalzige Liebesszenen.
 
Inhalt:
 
Die deutsche Wiedervereinigung brachte gerade in der DDR nicht nur Vorteile, plötzlich war Arbeitslosigkeit ein vorherrschendes Thema. So musste auch Maria (Marlene Burow) das heimische Haus verlassen, nachdem ihre Mutter ihren Job verlor, und lebt jetzt auf dem Hof ihres Freundes Johannes (Cedric Eich). Doch während dessen Zukunftspläne neben Kunststudium und Umzug nach Leipzig natürlich auch die Hochzeit mit Maria vorsehen, ist diese sich der Sache nicht ganz so sicher. Denn direkt nebenan liegt ein weiterer Hof, und dort lebt der unnahbare Einsiedler Henner (Felix Kramer). Eines Tages begegnen sich die beiden, und ohne viele Worte entsteht zwischen beiden eine Affäre, die schnell über das Sexuelle hinausgeht. Doch sie scheint von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein, denn Henner ist 40 und Maria gerade erst 18 geworden...
 
Erstmal klingt das eigentlich alles so, als könnte nichts daraus werden. DDR 1990, junges Mädchen verliebt sich in älteren Mann, alles geht zugrunde, weil die Wende die Wirtschaft zerstört hat, all das hat man wirklich mehr als einmal gesehen. Irgendwie schafft es Irgendwann werden wir uns alles erzählen aber trotzdem, aus dieser recht dünnen Prämisse einen sehr guten Film zu machen. Denn die deutsch-französische Regisseurin Emily Atef hat verstanden, die literarische Vorlage ohne viele Dialoge, dafür mit umso mehr Gefühl für die Leinwand zu übersetzen.
 
Denn so richtig rational ist die Handlung nicht zu erklären, denn der Angebetete der Hauptfigur ist nicht nur doppelt so alt, er ist auch nicht besonders nett zu ihr. Doch was sich schnell in eine Twilight- oder Fifty Shades-Schmonzette hätte entwickeln können, bleibt aufgrund der starken Darsteller und der wirklich außergewöhnlich gut gefilmten Bilder ein erzählerisches Highlight. Auch der minimalistische, oft nur aus einzelnen Streichertönen bestehende Soundtrack trägt seinen Teil zur Stimmung bei.
 
Doch so gut alle Beteiligten ihre Sache gemacht haben, so gibt es doch auch ein paar Wermutstropfen. Der größte davon ist die Entscheidung, die in Thüringen spielende Geschichte auch dialektisch in dieser Gegend anzusiedeln. Das ist grundsätzlich begrüßenswert und unterscheidet Irgendwann werden wir uns alles erzählen von anderen Produktionen wie beispielsweise Wackersdorf, wo genau der Mangel an Dialekt störend ist. Nur passt die Entscheidung, dann zwei Hauptdarsteller zu verpflichten, die zwar unglaublich gut spielen, aber eben beide aus Berlin stammen und am ostdeutschen Zungenschlag regelmäßig hörbar scheitern.
 
Der andere Aspekt ist keineswegs als Fehler zu werten, sondern fällt ganz klar in die Kategorie Geschmackssache. Denn Irgendwann werden wir uns alles erzählen ist ein sehr stiller, sehr langsamer Film. Mitunter wird minutenlang nicht gesprochen, wir sehen Wälder und Wolken, und sehr viel der Handlung wird über diese Bilder erzählt, anstatt über Dialoge. Das ist sehr gut gemacht und Fans von Filmen wie Porträt einer jungen Frau in Flammen werden es lieben, aber man muss sich eben auch darauf einlassen. Wer den Film nur mit einem halben Auge ansieht, läuft Gefahr, gelangweilt zu werden.
 
Doch alles in allem ist Irgendwann werden wir uns alles erzählen eine Romanze, ein Drama, in manchen Momenten sogar lustig, auf jeden Fall aber ist es ein Film, über den man auch nach seinem Ende noch eine Zeit lang nachdenken wird. Er schafft es nicht, jedes "Ossi-Klischee" zu vermeiden, das wirklich hervorragende Spiel aller Beteiligten hilft darüber aber gut hinweg.
 
Details der DVD:
 
Leider lag uns zur Rezension nur die DVD vor, was den Filmgenuss an einigen Stellen tatsächlich ein wenig schmälerte. Es gibt viele großformatige Naturaufnahmen, und gerade in diesen Momenten war das Bild nicht immer ganz störungsfrei. Die Farben waren aber natürlich und auch die vielen sehr dunklen Szenen funktionieren in einem angemessen verdunkelten Raum recht gut. Am Ton ist nichts auszusetzen, der kommt gut abgemischt und - im Rahmen des Dialekts - gut verständlich aus den Boxen. An Bonusmaterial gibt es einige Interviews und Trailer.


Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ich bin durch einen anderen Film von Darsteller Felix Kramer auf Irgendwann werden wir uns alles erzählen aufmerksam geworden und wollte ihn deshalb unbedingt sehen, obwohl romantische Dramen eigentlich nicht zu meinen Lieblingsfilmen zählen. Doch der Film hat mich von der ersten Sekunde an überzeugt, weil er sehr schön, aber auch sehr ehrlich und ungeschönt erzählt ist. Das zählt für die Naturaufnahmen genauso wie für die Liebesszenen. Einzig der nicht optimale Dialekt riss mich immer wieder aus der Handlung, aber nachdem in Irgendwann werden wir uns alles erzählen ohnehin wenig gesprochen wird, ist das absolut zu verkraften.


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